Drohnenaufnahme des Testraumes nach der Intervention

Drohnenaufnahme des Testraumes nach der Intervention

Nutzerorientierte Stadtraumgestaltung mit Hilfe von Sensorik – Ein Überblick

Mit Hilfe von Dynamic Vision Sensorik, der digitalen Verarbeitung der Sensorsignale und unter Einbeziehung von Algorithmen der Mustererkennung mittels künstlicher Intelligenz (Deep Learning) wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem das Aufkommen und Verhalten von Nutzer:innen in öffentlichen Räumen ermittelt und visualisiert werden kann. Ziel war es, ein System zu entwickeln, das aufwendige Prozesse der Datensammlung vereinfacht und für Stadtgestaltungsentscheidungen bereit steht. Durch die Datenerhebung wird eine objektivierte Grundlage und Versachlichung für Transformationsprozesse im Stadtraum geschaffen, die es Entscheidungsträger:innen und Bürger:innen erleichtern kann Debatten zu entemotionalisieren. Hierdurch können die Teilhabe und das Vertrauen in politische Prozesse gestärkt und belegbare Qualitätsstandards geschaffen werden, die der Versachlichung der Diskussions- und Entscheidungsprozesse dienen.

Als Reallabor für das Forschungsvorhaben diente eine etwa 3000m² große Fläche im Stadtwald Rheydt in Mönchengladbach, die zusammen mit einer Fokusgruppe und Landschaftsarchitekt:innen von der mags nutzerorientiert geplant und umgesetzt wurde. Dieser Raum kennzeichnet sich dahingehend, dass nur natürliche Materialien wie Sand, Rasenwellen, Steine, Baumstämme o.Ä. als Spielelemente verwendet werden. Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes war der Zyklus: analysieren – bauen – testen. Dieser iterativ gestaltete Projektablauf soll dazu beitragen, dynamische Orte zu schaffen, die im Bezug auf das Nutzer:innenverhalten gestaltet und angepasst werden.

 

Die von dem Messsystem zu erfüllenden Kriterien sind die Wahrung der Anonymität und der Persönlichkeitsrechte der Menschen, die sich im öffentlichen Raum bewegen. Dies wird dadurch sichergestellt, dass eine personenbezogene Datenerhebung ausgeschlossen wird, indem auf eine klassische Videokamera verzichtet wird. Anstelle eines Sensorsystems, welches im späteren Schritt die erhobenen Daten anonymisiert, gewährleistet die Nutzung der Dynamic Vision Sensorik eine Erhebung von ausschließlich anonymen Daten. Bei dieser Art von Sensor handelt es sich zwar ebenfalls um einen optischen Sensor, jedoch reagieren die einzelnen Pixel des Sensors asynchron auf relative Veränderungen der Lichtintensität, wodurch lediglich die Veränderungen, also die Bewegungen von Personen, in der betrachteten Szene erfasst werden.

Während der dreijährigen Projektlaufzeit wurden Soft- und Hardware-Aufbau umfangreich optimiert, sodass eine kontinuierliche Messung und Sammlung von Daten über die Bewegungsaktivität möglich ist. Die Positionierung der Sensoren (s. Abb. unten) wurde so gewählt, dass durch das Gelände (Bäume, Büsche, Hügel) bedingte tote Winkel so weit wie möglich minimiert werden. Außerdem wurde versucht, alle Bereiche mit mehr als einem Sensor abzudecken.
 

Die Messungen der drei Sensoren werden anschließend miteinander verknüpft, um die Ergebnisse in einer Übersicht darstellen zu können. Die Daten der drei Sensoren werden in der Vogelperspektive über einem Orthofoto dargestellt (s. Abb. unten). Die Visualisierung der Bewegungsaktivität gibt Aufschlüsse über konkrete Aufenthaltsorte und das Bewegungsverhalten der Nutzer:innen des Spielplatzes, was eine Identifikation von weniger bis stärker frequentierten Bereichen ermöglicht. Die komplexen Ergebnisse sollen Stadtplaner:innen sowie interessierten Bürger:innen offen zugänglich in einem interaktiven Interface zur Verfügung gestellt werden. Eine prototypische Veranschaulichung der Funktionen kann in einem weiteren Blogbeitrag angeschaut werden.

Im Falle dieses Spielplatzes lässt sich anhand einer mehrmonatigen Messperiode sagen, dass eine deutlich höhere Nutzung im unteren Bereich der Sandfläche, Piratenschlucht und Rasenwellen aufgezeichnet wurde. Hingegen wurde das Strauchlabyrinth im oberen Bereich mäßig genutzt. Aus diesen Ergebnissen resultieren weitere Forschungsfragen: Wie können im nächsten Schritt diese Ergebnisse genutzt und verwertet werden? Inwiefern kann der Ort nutzerorientiert verändert und prototypisch umgestaltet werden? Hier bewegen wir uns weiter in dem Projektzyklus von der Analyse zum Bauen und Testen.

 

Den kompletten Artikel finden Sie hier: https://urban-digital.de/public-life-smart-measurement-digitale-stadtraumanalyse/

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